Kontraindikator? Gold- und Silber-Stimmung auf 7-Jahres-Hoch
Zum ersten Mal seit fast sechs Jahren ist der Goldpreis am Freitag wieder über 1.400 US-Dollar gestiegen. Nach Ansicht von Manfred Hübner von sentix haben sich damit die Risiken für einen kurzfristigen Rückschlag erhöht.
„Die Stimmungswerte von Gold und auch von Silber haben extrem bullishe Werte erreicht“, erklärt der Geschäftsführer Research und Strategie von sentix Asset Management, einer auf die Analyse von Anlegerverhalten spezialisierten Investmentgesellschaft. Die Stimmung bei Gold liegt bei +51%, die für Silber bei +49%, so das aktuelle Ergebnis der wöchentlich durchgeführten Investorenumfrage. „Bei Gold handelt es sich um die optimistischste Stimmung seit September 2012“, berichtet Hübner. Ende April lag die Stimmung noch im negativen Bereich.
Der Stimmungsindikator gibt die kurzfristigen Markterwartungen auf Sicht von einem Monat wider, eine zu optimistische Stimmung ist oftmals Vorbote für eine Korrektur, da zu viele Anleger kurzfristig auf weiter steigende Kurse setzen. Allerdings gibt es laut Hübner auch einiges, was für den Goldpreis spricht: „Das stabile Grundvertrauen und die zumindest bei Silber noch immer defensive Positionierung machen eine Trendwende derzeit wenig wahrscheinlich.“
Deshalb bleibt sentix in seinem Mischfonds sentix Risk Return -M- auch in Gold engagiert. „Wir haben aber unsere Long-Position aus taktischen Gründen etwas zurückerfahren“, erläutert Hübner die Strategie der sentix Fonds.
US-Dollar von Mai bis November meist schwächer
Monatelang wunderte man sich am Kapitalmarkt, warum der Preis der „Krisenwährung“ Gold trotz zahlreicher Krisen nicht vom Fleck kam. Ende Mai kletterte die Notierung dann aber erst wieder über 1.300 US-Dollar, am Freitag der vergangenen Woche waren es dann schon 1.411 US-Dollar – der höchste Stand seit September 2013. Dabei ist geopolitische Entspannung eigentlich nicht angesagt: Der Handelsstreits zwischen den USA und China schwelt weiter, der Konflikt der USA mit dem Iran ebenfalls, dazu kommen die Brexit-Unsicherheiten und der EU-Haushaltsstreit mit Italien.
Der wesentliche Grund für den Preisanstieg: Die Aussicht auf sinkende US-Leitzinsen. Auf ihrer Notenbanksitzung vergangene Woche hat die Fed den Leitzins zwar unverändert gelassen, für den weiteren Jahresverlauf aber Handlungsbereitschaft und Zinssenkungen signalisiert. EZB-Chef Mario Draghi hatte für die Eurozone schon Anfang Juni weitere Lockerungsmaßnahmen in Aussicht gestellt. Höhere Zinsen hätten das keine Zinsen abwerfende Gold uninteressanter gemacht.
Dazu kommt der in Folge des geldpolitischen Schwenks schwächere US-Dollar, der Gold außerhalb des Dollar-Raumes günstiger macht. Das wird sich Hübner zufolge auch nicht so schnell ändern: „Im Währungsbereich ist eine Tendenz zur US-Dollar-Schwäche im Saisonmuster angelegt.“ Seit 1990 tendierte der US-Dollar gegen Euro (bzw. D-Mark) zwischen Mai und November schwächer, wie Hübner erläutert. „Da verwundere es nicht, dass die Edelmetalle relativ gut unterstützt sind.“