Weiter dunkle Wolken
Die dunklen Wolken über den Aktienmärkten wollen sich nicht verziehen. Im Gegenteil: das konjunkturelle Momentum lässt weiter nach. Doch es gibt auch Chancen, die sich aus der schlechten Stimmung der Anleger ergeben. Das jüngste kleine Sommer-Gewitter hat nämlich die Ängste vor Aktien erneut angefacht.
Strategische Einschätzung (Juli 2023)
In die Strategie fließen mittelfristige Indikatoren ein, deren Veränderungen einen Prognosezeitraum von 6-9 Monaten abdecken. Wir betrachten hierbei die Ebenen Makro (Konjunktur), Risikoradar, Saisonalität sowie Marktbreite / technische Faktoren.
Makro: Auch im Juli zeichnet sich nach wie vor keine Besserung in der wirtschaftlichen Dynamik ab. Besonders stark fällt die Eintrübung von Lage- und Erwartungswerten in Euroland aus. Das ökonomische Schwergewicht Deutschland wird zur Bürde für den gesamten europäischen Wirtschaftsraum. International trübt sich das Umfeld vor allem in Asien ebenfalls weiter ein. Besonders prekäre Makro-Signale erhalten wir aus China, wo das Makro-Momentum weiter erlahmt und gleichzeitig sogar deflationäre Signale zu vernehmen sind.
Was aus Sicht der Kapitalmärkte von besonderer Bedeutung ist, ist der Umstand, dass von den Notenbanken bislang keinerlei entlastende Signale gesendet werden. Vielmehr betonen diese noch immer die Notwendigkeit weiterer Zinserhöhungen, was in Anbetracht der noch immer zu hohen Kern-Inflationsraten nachvollziehbar erscheint. Die Aktienmärkte belastet dies aber auf zweifache Art und Weise. Zum einen durch eine zunehmende Attraktivität von Zinsanlagen, zum anderen durch einen fortgesetzten Rückgang in den Geldmengen-Aggregaten.
Die Erwartungswerte für Aktien bleiben damit aus Makro-Sicht negativ. Für die Bondmärkte dagegen verstärken sich die positiven Signale. Besonders der Rückgang der Lagebeurteilungen der Anleger ist hier zu nennen, denn dieser sendet positive Signale für kürzere Anleihezinsen. Die Diskrepanz ist hier so groß, dass man schon unterstellen kann, dass die Notenbanken in ihrem Zinserhöhungszyklus zu weit gegangen sein könnten.
Sollte es zu einer Änderung der Ausrichtung der Notenbanken kommen, allen voran der US-Notenbank, könnte dies auch der Startschuss für die von uns bereits seit längerem erwartete Yen-Befestigung sein.
"Das Makrobild bleibt für Aktien weiter negativ.", Manfred Hübner (sentix) Click to Tweet
Einen vollständigen Report zum sentix Konjunkturindex können Sie hier abrufen
Im sentix Risikoradar (s. nachfolgende Grafik) messen wir dagegen noch immer moderate Chancen für Aktien in Deutschland und Euroland, was vor allem an der erneut negativen Aktienmarktstimmung liegt. US-Technologiewerte und japanische Aktien weisen dagegen moderate Risiken aus einer überkauften Markttechnik auf. Sehr deutliche Chancen werden vor allem für US-Bonds angezeigt. Diese sind überverkauft und die Anlegerpositionierung ist sehr defensiv. Die Chancen für den Yen auf eine Befestigung gegen Euro und Yen sind weiter groß. Auch hier sind vor allem die Anlegerpositionierung sowie die Markttechnik als Faktoren zu nennen.
Chart: sentix Risikoradar
Unter saisonalen Aspekten endet Mitte Juli das positive Aktienfenster und die Zeit steigender Volatilität bricht an. Besonders der August hat schon oft mit Schwächeattacken des Aktienmarktes die Anleger auf dem falschen Fuß erwischt. Die Anleger am Anleihenmarkt blicken dagegen sehr erwartungsfroh auf die vor uns liegenden Sommerwochen.
Im Währungsbereich ist es oftmals der Yen, welcher durch Stärke überzeugt, aber auch der Euro ist saisonal leicht begünstigt.
Taktische Signale
Über das Sentiment und den Strategischen Bias erhalten wir kurzfristige Signale für die Märkte. Diese decken einen Prognosezeitraum von 6-12 Wochen ab und werden modell-orientiert bewertet.
Der deutliche Stimmungseinbruch bei den Aktien, wie er sich jüngst ergeben hat, wirkt sich in größerem Umfang in den taktischen Modellen aus, die nun verstärkt Kaufsignale senden. Sowohl vom Sentiment als auch vom TD-Index gibt es entsprechende positive Erwartungswerte. Aber auch bei Bonds und bei Edelmetallen bleiben die Modelle "long".
Chart: Sentiment Aktien Deutschland
Ein solches Setup, mit positiven Modellsignalen über alle Anlageklassen hinweg, ist häufig dann zu beobachten, wenn sich die Zinslage positiv verändert. Unserem Multi-Asset-Portfolio würde ein solches Szenario sicher gute Performancechancen bieten.
Zusammenfassung
Die strategischen und taktischen Signale werden additiv berücksichtigt und ergeben die finale Positionierung, welche sich in den sentix-Fonds wiederfinden.
Strategisch verstärken wir unsere vorsichtige Haltung bei Aktien. Die taktischen Aktienmarkt-Signale bleiben jedoch nicht unbeachtet, so dass sich in Summe kurzfristig sogar höhere Aktienquoten als zuletzt ergeben. Sobald die Chancen aus dem bearishen Sentiment abgearbeitet sind, dürfte es aber erneut angeraten sein, die strategisch defensive Haltung einzunehmen.
Im Bondbereich liegen positive taktische und strategische Signale vor, so dass wir hier weiter "voll investiert" bleiben. Gleiches gilt für die Edelmetalle, denen wir bereits seit längerem eine wichtige Rolle im Portfolio zuordnen: als Ertragsquelle und als Risiko-Diversifikator.
Im Währungsbereich setzen wir weiter auf eine Yen-Befestigung. Die Signale dafür haben sich verstärkt.
Wenn Sie wöchentlich die neuesten sentix-Research-Erkenntnisse und wie wir diese in den sentix Fonds umsetzen, verfolgen möchten, abonnieren Sie bitte unseren sentix-Kanal auf Youtube.
Wie sich unsere Fonds in diesem Umfeld positionieren und wie die Entwicklung im abgelaufenen Monat war, erfahren Sie je nach Fonds hier: