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Strategie August 2019

Wie von uns im letzten Webinar erwartet, geraten die Aktienmärkte in ihrer saisontypischen Unsicherheitsphase unter Druck. Untypisch ist dagegen die Schwäche wichtiger konjunktureller Indikatoren und die Weigerung der Anleger, die aufziehenden Probleme mit Ernsthaftigkeit zu benennen und zu analysieren. Der Balanceakt, den viele derzeit vollziehen, ist unseres Erachtens gefährlich.

Konjunktur mit anhaltenden Schwächesignalen

Zu Beginn des Monats August vertiefen sich die Sorgenfalten, sofern man wie wir auf die Indikationen des "first movers", der sentix Konjunkturindizes, vertraut. In allen Weltregionen haben sich die Lagewerte teils deutlich verschlechtert und notieren sogar überwiegend im negativen Bereich. Seitens der vorlaufenden Erwartungswerte gibt es keine Hoffnungszeichen auf eine Wende, so dass nur der Befund einer heraufziehenden Rezession bleibt.

In die gleiche Kerbe schlagen die Zinsdifferenzen von 10- zu 2-jährigen Anleihen in den Staatsanleihenmärkten. Überall haben sich diese weiter verflacht und stehen kurz vor einer Inversion. Eine Inversion liegt dann vor, wenn 10-jährige Zinsen unter das Niveau von 2-jährigen Anleihen rutschen. Auch dieser Index ist ein wichtiger Vorbote einer nahenden Rezession. Ende 2018 wurde hierüber viel bei Anleger diskutiert und dies war mitverantwortlich für die schwache Aktienperformance im Dezember. Aktuell, obwohl die Ausprägung sogar noch stärker ist, ist davon vergleichsweise weniger die Rede.

Eine Ursache dürfte darin liegen, dass schon von vielen Notenbanken Signale für eine neue Runde monetärer Lockerungen gesendet wurden. Doch ist es wirklich ratsam, nur auf diese Hoffnung zu setzen?

Schlafwandler in der Politik

Wir bezweifeln dies - und das gleich aus mehreren Gründen. Da wäre zunächst die politische Lage zu nennen. Im Gegensatz zu 2008, als im Zuge der Finanzkrise politisch ein hoher Konsens bestand, die Wirtschaft stützende Maßnahmen zu ergreifen, ist von Konsens oder gar "ziehen an einem Strang" derzeit nur sehr wenig zu spüren. Im Gegenteil! Player wie der US-Präsident würden es vielleicht sogar begrüßen, wenn "Gegner" in Europa oder Asien ökonomisch unter Druck kämen, um diesen dann noch weiter unter Druck zu setzen, weil er einen "Krieg" zu gewinnen versucht.

In Europa steht nach dem Wechsel an der Regierungsspitze in UK der "harte Brexit" mehr denn je im Raum, ohne dass wir in Bezug auf ökonomische oder politische Folgewirkungen wirklich schlauer geworden wären.

In Asien befehden sich Japan und Südkorea ebenfalls in einem Handelsstreit mit gegenseitigen Boykott-Aufrufen.

Und in "good old Germany" sind die politischen Koordinaten vollkommen verrutscht. Die Schwächen im Auto- und Maschinenbau-Sektor werden nicht mit wirtschaftsfreundlichen Maßnahmen gekontert, sondern man sieht sich stattdessen mit Aufrufen von Gewerkschaften und "Prominenten" konfrontiert, dass sich Arbeitnehmer an den freitäglichen Streiks für das Klima beteiligen sollen.

Am Vorabend einer Rezession zeigt sich die politische Klasse nicht nur schlafwandlerisch, man muss sogar befürchten, dass nach einem unsanften Weckruf nicht die schnell genug die nötige Geschlossenheit hergestellt werden kann. Ein besorgniserregender Zustand!

Schlafwandelnde Anleger

Doch auch die Anleger zeigen die gleichen Anzeichen schlafwandlerischer Sicherheit. Wir können zwar die Problemfelder mühelos benennen, was eigentlich ein Zeichen für einen reifen Trend wäre. Doch die sich daraus ableitende Empörung fehlt völlig. Dies kann man zum Beispiel bei volkswirtschaftlichen Analysen ganz gut ablesen, wenn die aktuellen Rezessionszeichen als "technische Rezession" (und damit als rein statistisches Phänomen) verniedlicht werden.

Man erkennt es aber auch am Investitionsverhalten. Während die Anleger zum Jahreswechsel sehr defensiv eingestellt waren und damit eine umfassende Kurserholung ermöglichten, sind gemäß den sentix Positionsdaten die Profis nun mehrheitlich "neutral" positioniert. Das ist zwar nicht hoch, sprich es liegt keine Euphorie vor. Wie auch, bei diesen Daten. Aber die vorstehende Grafik zeigt den großen Abstand zwischen Markt und Konjunkturindikation. Für ein so problematisches Makrobild und in Anbetracht der völlig verpeilten politischen Gemengelage erscheint uns eine "neutrale" Aktienquote deutlich zu hoch. Nicht umsonst haben wir in den letzten Wochen unsere Aktienbestände massiv (!) reduziert! 

Das aktuelle Anlegerverhalten gleicht in gewisser Weise dem von 2011. Damals kamen die Kurse unter Druck, als die Indizes ihre Jahresanfangsstände unterboten. Solange dürfte es dieses Mal nicht dauern. Nach der schmerzlichen Erfahrung von 2018 erwarten wir, dass die Sicherungen schon deutlich früher "durchbrennen" und Investoren versuchen, Ihre Gewinne rechtzeitig zu sichern. Die für uns interessanten technischen Marken liegen bei 11.600 (DAX), 3.230 EuroSTOXX Future, 2.800 S&P 500 und 2.050 MSCI World.

Fehlende Empörung

In Anbetracht der Kursverluste der letzten Tage, der oben beschriebenen Lage und der Tatsache, dass zyklischen Sektoren sowie Banken an Mehrjahrestiefs notieren oder gar schon darunter gefallen sind, fehlt es unseres Erachtens nach Empörung. Zwar haben wir gerade erst am Wochenende negative Sentimentwerte gemessen, die eine gewisse Chance auf eine Kurserholung bieten. Eine neue Wertwahrnehmung ist jedoch ebenso wenig entstanden wie eine Ausverkaufsstimmung. Die Sentimentwerte bieten deshalb u.E. nur die Gelegenheit zu einer Zwischenerholung bzw. Bear-Market-Rallye.

Wir bleiben strategisch weiter sehr zurückhaltend und tendenziell defensiv positioniert. Allenfalls aus taktischen Erwägungen würden wir die Aktienquote erhöhen, wenn für uns eine Zwischenerholung "greifbar" ist. Es erscheint uns derzeit wichtiger, sein Pulver noch trocken zu halten und in eine wirkliche Ausverkaufslage, die wir eher erst am Ende der saisonalen Schwächephase im September erwarten, wieder beherzt höhere Risiken einzugehen.

Bonds und Gold laufen heiß

Bonds und vor allem Gold boten den Anlegern in den letzten Wochen ausgezeichnete Diversifikation. Gemäß unserem Risiko-Report, mit dem wir systematisch Chancen und Risiko-Potentiale analysieren, sind beide Assetklassen zunehmend riskant. Dennoch gibt es einen gewichtigen Unterschied zwischen Anleihen und Gold.

Gold scheint unseres Erachtens nach wie vor strategisch interessant, selbst wenn es zu einem taktischen Rücksetzer kommt. Dies liegt zum einen daran, dass hier die Stimmung nicht überreizt, das strategische Grundvertrauen aber weiter hoch ist. In Summe liegt der Time Differential Index noch immer im negativen Bereich und ist deshalb positiv zu werten. Je stärker die Bondmärkte renditetechnisch abgleiten, desto interessanter wird Gold als Parkpositionen, die zudem vor den Risiken des Finanzsystems schützt. Eine gewisse Gold-Quote wird damit für JEDES Portfolio zunehmend unausweichlich. Dieser Fakt ist u.E. noch nicht hinreichend im Goldpreis abgebildet und dürfte auf Sicht der nächsten Monaten Kurse von mehr als 1.500 US-Dollar je Unze rechtfertigen. Kurzfristig erwarten wir jedoch, dass eben genau diese Marke von 1.500 US-Dollar einen Widerstand darstellt.

Bei Bonds summieren sich aktuell die Superlative, die allesamt auf eine spekulative Überreizung hindeuten. So erzielen Anleger mit einem Investment in einer 100-jährige Anleihe der Republik Österreich gerade einmal noch 0,75% p.a. Bundesanleihen mit 30 Jahren Restlaufzeit notieren bei -0,11%! Dies bedeutet, dass die heute zwischen 50 und 60 Jahre alten Menschen der Baby-Boomer-Generation während ihrer statistischen Rest-Lebenszeit keine Rendite mehr erzielen werden, sofern sie solche Anleihen im Dauerbestand halten. Addiert man noch den jährliche Kaufkraftverlust von aktuell 1,5% (die EZB hätte gern 2% oder auch mehr!) hinzu, dann wird klar, welche gigantische Blase und kommende Vermögensvernichtung hier schon heute angelegt und sicher (!) ist.

Wir tragen dem dadurch Rechnung, dass wir unsere im Juli reduzierte Goldposition aufrechterhalten (und in Korrekturen eher wieder aufstocken), während wir uns bei Bonds auf die Verkaufsseite begeben.

Währungen

Im Währungsbereich halten wir uns aktuell zurück, nachdem unsere Positionen ausgestoppt wurden. Nach den neuerlich aufgeflammten Handelsstreitigkeiten zwischen den USA und China müssen sich alle erst wieder neu sortieren, wir auch.

 


Wie sich unsere Fonds in diesem Umfeld positionieren und wie die Entwicklung im abgelaufenen Monat war, erfahren Sie je nach Fonds hier:


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