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Strategie Februar 2020

Die von uns im Vormonat gemessene hohe Risikofreude erwies sich als kurzfristiger Bremsklotz. Der Ausbruch der Corona-Virusinfektion war dabei der überfällige Anlass für eine Korrektur. Wird nun die Weltwirtschaft infiziert?

Virus Infektion

Die Welt ist in Sorge. Seit Mitte Januar hält das Corona-Virus die Menschen in der Region Hubei (China) in ihren Häusern gefangen. Die Sorge, der Virus könnte sich unerwartet stark verbreiten und eine große Pandemie auslösen, ist hoch. Während glücklicherweise die Seuche nicht so tödlich verläuft wie bei früheren vergleichbaren Virus-Infektionen, sind die möglichen Schäden für die Weltwirtschaft beträchtlich. Das öffentliche Leben und mithin die Wirtschaft sind in der hauptsächlich betroffenen Region in China fast völlig zum Erliegen gekommen. Die chinesische Administration hat drastische Maßnahmen ergriffen, um eine weite Verbreitung zu stoppen.

Was aus Sicht der Medizin eine konsequente und hoffentlich erfolgversprechende Vorgehensweise ist, wäre - wenn man diesen "Standard" im Falle einer unkontrollierten Verbreitung auch in größerem Maßstab anwendet - eine immense Belastung für die globale Konjunktur. Ein Trigger für eine globale Rezession wäre schnell gegeben.

Noch sind die Auswirkungen jedoch lokaler Natur. Zwar sind rund 60 Mio. Chinesen stark betroffen, doch sind dies noch nicht einmal 10% der chinesischen Bevölkerung. Die Wachstumseinbußen sind überschaubar, sofern auf Sicht von 4 Wochen eine Entspannung der Lage absehbar würde. Zumal ausgefallene Produktion zumindest zum Teil wieder aufgeholt werden könnte, z.B. durch Nacharbeit und Überstunden.

Die bislang vorliegenden Konjunkturindikatoren spiegeln noch nicht die Effekte des Corona-Virus wieder. Bis Ende Januar folgten die bekannten Konjunkturdaten der positiven sentix-Indikation. Der "first mover" unter den Frühindikatoren wird am Montag, 10.02.2020 die erste Indikation inkl. der "Corona-Effekte" liefern. Informieren Sie sich bitte hier über die neusten Werte!

Risikoreduktion

Für uns ist aber weniger die medizinische Diagnose des Virus wichtig. Eine besondere Stärke eines verhaltensorientierten Investmentansatzes ist unsere empirische Beobachtung, dass für die Finanzmärkte weniger die objektive Gefahr einer Situation maßgeblich ist, sondern die Positionierung und die Wahrnehmung der Anleger. Deshalb stellt für uns das Virus auch vor allem einen Trigger dar, der Ende Januar die von uns gemessene, hohe Risikofreude auf die Probe gestellt hat. Wenn Anleger offensiv positioniert und bullish gestimmt sind, können solche unerwarteten Ereignisse eine stärkere Wirkung entfalten, als wenn die Anleger bereits in der Defensive sind.

Wie unser oben dargestelltes Chart zum sentix Risikoradar zeigt, hat sich in den letzten Wochen eine deutliche Reduzierung der Marktrisiken ergeben. Die aktuelle Einschätzung ist neutral. Das ist zwar kein vollständiger Schutz vor weiteren Kursrückgängen, doch erscheint es keineswegs mehr zwingend, dass die anhaltende Unsicherheit über die Entwicklung in China die Märkte belasten muss.

Stabiles Grundvertrauen

Denn der von uns gemessene Strategische Bias, das Grundvertrauen der Anleger, erweist sich als stabil. Mehr noch, es ist in der Phase der Unsicherheit sogar gestiegen! Dies bedeutet nichts anderes, als dass das Kaufinteresse der Anleger hoch bleibt. Offensichtlich sind die Anleger geneigt, durch die Unsicherheitsphase hindurchzuschauen. Die negativen ökonomischen Effekte werden als lokal betrachtet und sollten den seit drei Monaten laufenden konjunkturellen Erholungsprozess nicht stoppen.

In unseren Daten führt dies dazu, dass der sogenannte "Zeitdifferenz-Index", also die Differenz zwischen Stimmung und Grundvertrauen sehr negativ ist. Und negativ ist in diesem Fall positiv. Denn negative Werte im Zeitdifferenz-Index führen in der Regel zu positiven Kursentwicklungen in der Zukunft. Folgerichtig haben wir unsere Aktien-Investitionsgrade in die Schwächephase hinein erhöht. Konträr und konsequent.

Von Ankern ...

Leser unseres Jahresausblicks wissen, dass wir für das Jahr 2020 durchaus optimistisch für Aktien sind. Konkret sind wir am Jahresende 2019 mit unserer Prognose "DAX 15.000" sogar die größten Bullen für den DAX gewesen. Unsere Haltung stützt sich dabei auf die sehr expansive Geldpolitik, die durch die Krise sogar noch verstärkt werden könnte, da nun auch die chinesische Notenbank mit Geldmengenexpansion die eigenen Märkte stützen dürfte. Dies dürfte mit dazu beitragen, dass die Konjunktur tendenziell weiter positiv überrascht.

Zudem erwarten wir, dass das Interesse an der Aktie weiter steigen dürfte, da die Anleger auf längere Sicht nicht mit Zinserhöhungen rechnen. Und bei einem Zins von "dauerhaft 0%" sind Aktien mit Dividendenrenditen von durchschnittlich 3% eine unwiderstehliche Versuchung.

Besonders chancenreich erscheinen uns die europäischen Märkte. Seit 2000 schaffte es der STOXX 600 Index, der Index für den breiten Markt europäischer Aktien, nicht, die Widerstandszone um 400 Punkte zu überwinden. Doch genau dies passiert nun. Der Widerstand, der als mentaler Anker seit 20 Jahren die Kurse und damit die Vorstellungskraft der Anleger begrenzt, könnte nachhaltig gebrochen werden. Dies ist gleichbedeutend mit dem Heben dieses "Ankers". Eine konjunkturelle Erholung in Verbindung mit einem steigenden Bewusstsein für die Ausschüttungsattraktivität von Aktien dürfte eine Neubewertung des Aktienmarktes unterstützen. Erfolgt diese, sind deutlich steigende Kurse zu erwarten. Und damit auch unser DAX-Ziel noch bis Sommer erreichbar!

... und Risiken

Doch so paradox es klingt, die Risiken steigen inzwischen ebenfalls deutlich an. Zum Teil erfolgt dies eher versteckt, wie wir in einem Interview von Manfred Hübner bei der Mission Money ausführlich erläutert haben. Zum anderen ganz offensichtlich, wie man an der Kursdynamik der hochgewichteten US-Technologietitel erkennen kann. Deren Kurshöhenflug ist zwar einerseits durch die sehr starken Cash-Flows und steigenden Erträge durchaus fundiert. Doch andererseits nimmt die Kursdynamik inwzischen bei einigen Titeln wie Apple und Tesla die Züge einer spekulativen Blase an (siehe Chart oben).

Alleine diese im Chart sichtbare "Verehrung" und spekulative Überhitzung betrachten wir als erheblichen Risikofaktor. Fundamental erscheint uns der Hinweis angebracht, dass die Quasi-Monopolisten der aktuellen Tech-Ära inwzischen in so großem Umfang Erträge aus dem Rest der Wirtschaft absaugen, dass entweder dort die Ertragseinschränkungen zu negativen Überraschungen führen werden. Oder sich "der Rest des Marktes" irgendwann zur Wehr setzen wird und beispielsweise seine Werbe-Budgets zu begrenzen beginnt. Die Lieblinge der Anleger sind also keineswegs auf ewig immun. Auch hier gibt es Grenzen des Wachstums.

Wir erwarten, dass dieser Umstand sowie die versteckten Risiken aus den Aktienrückkäufen der Unternehmen (siehe Video) im Jahresverlauf zu einer Belastung für die US-Börse werden und insgesamt die Volatilität am Aktienmarkt sich im Trend weiter erhöht.

Keine Alternative

Der Bondmarkt stellt in diesem Umfeld für uns keine sinnvolle Alternative dar. Auch dies haben wir in unserem Jahresausblick ausführlich dargelegt. Niedrige Rendite und eine flache Zinskurve sind keine guten Voraussetzungen für Erträge und damit mögen Anleihen zwar negativ zu Aktien korreliert sein, aber sie dürften dennoch als Diversifikator enttäuschen. Wenn Sie hierzu mehr erfahren wollen, schauen Sie sich einfach unser spannendes Webinar zum Thema an. Kein Wunder also, dass wir weiter nur in geringem Umfang im Anleihenbereich engagiert sind.

Risiken bei Gold

Wenn man sein Portfolio sinnvoll diversifizieren will, dann erscheint uns Gold als Assetklasse hierfür im aktuellen Umfeld besser geeignet. Auch dies haben wir im Webinar dargelegt. Kurzfristig - und dies zeigt das aktuelle Risikoradar - sind die Risiken bei Gold allerdings erhöht. Es dürften sich in den nächsten Wochen bessere Einstiegskurse ergeben, als die aktuellen. Aus diesem Grund haben wir unsere Edelmetallbestände in den letzten Wochen spürbar reduziert.

 

 


Wie sich unsere Fonds in diesem Umfeld positionieren und wie die Entwicklung im abgelaufenen Monat war, erfahren Sie je nach Fonds hier: