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Strategie Juni 2022

Die Stabilisierung der Konjunkturerwartungen Anfang Juni stellt unseres Erachtens nicht den Beginn einer Trendwende dar, sondern eher die Ruhe vor dem Sturm. In diese Richtung deutet auch das schwache strategische Grundvertrauen der Anleger für Aktien. Bei Bonds sind weiter Geduld und Nerven gefragt.

Strategische Einschätzung

In der Strategie fließen mittelfristige Indikatoren ein, deren Veränderungen einen Prognosezeitraum von 6-9 Monaten abdecken. Wir betrachten hierbei die Ebenen Makro (Konjunktur), Risikoradar, Saisonalität sowie Marktbreite / technische Faktoren.

Makro: Zu Beginn des Monats Juni zeigen sich die sentix Konjunkturindizes verbessert. Lage- und Erwartungswerte erholen sich. Ist damit bereits die Chance auf eine Bodenbildung gegeben? Kommt es nicht zu der von Anlegern erwarteten Rezession? Auch wenn dies grundsätzlich nicht ausgeschlossen werden kann, ist die einmalige Verbesserung der sentix-Indikation nicht ausreichend, um ein anderes Szenario zu begründen. Vielmehr dürfte die Korrektur der sehr negativen April- und Mai-Konjunkturdaten damit zusammenhängen, dass seitens der Unternehmen über ifo Index oder Einkaufsmanager-Indizes keineswegs so negative Signale gesendet wurde. Während die Konsumentenstimmung bereits deutlich unter den stark steigenden (Energie)-Preisen leidet, werden die Unternehmen bislang noch nicht besonders durch die Verwerfungen bei den Vorstufen-Preisen belastet.

Zum einen liegt dies daran, dass "Corona", "Lieferprobleme" und "Ukraine-Konflikt" als Begründungen für Preiserhöhungen weitgehend akzeptiert werden, vor allem von den Endkunden. Deshalb können Preiserhöhungen bislang noch in erheblichem Maße weitergegeben werden. Derzeit ist für viele Unternehmen zudem wichtiger, wer überhaupt liefern kann - zu welchen Kosten ist angesichts weitverbreiteter Knappheiten oftmals sekundär. Zudem findet in der Realwirtschaft ein verstärkter Lageraufbau statt. Einerseits um lieferfähig zu bleiben, andererseits werden Horte gebildet, wo Firmen und Endkunden weitere Preissteigerungen erwarten. Es kommt demnach zu erheblichen Vorzieheffekten (inflationsbedingte Sonderkonjunktur), trotz der hohen konjunkturellen Unsicherheiten.

Wie außergewöhnlich die aktuelle konjunkturelle Lage ist, lässt sich an der Geschäftsentwicklung der Automobilbranche ablesen. So konnte beispielsweise der Volkswagen-Konzern trotz erheblicher Umsatzrückgänge seine Marge und den absoluten Ertrag in Q1 2022 erheblich steigern. Die Knappheit bestimmter Bauteile verhindert, dass die Produktion in gewünschtem Maße durchgeführt werden kann. Man konzentriert die knappen Ressourcen deshalb auf die margenträchtigsten Fahrzeuge, die bevorzugt fertiggestellt werden. Wer als Kunde ein Fahrzeug zeitnah erhalten will, muss bestimmte Standard- oder Vollkonfigurationen akzeptieren.

Diese Entwicklungen dürften jedoch nicht nachhaltig tragfähig sein. Zum einen sind irgendwann die Lager gefüllt und spätestens, wenn sich die Lieferkettenprobleme reduzieren, was nach den Hafenöffnungen in Shanghai in den nächsten Wochen passieren könnte, dürfte der Bedarf an einem weiteren Aufbau von bestimmten Horten nachlassen. Ein Lagerabbau würde aber das Wachstum dämpfen. Auch in der Autobranche dürfte irgendwann das Potential für die teuersten Fahrzeuge befriedigt sein. Ohne das Massengeschäft wird es auf Dauer nicht gehen.

Einen vollständigen Report zum sentix Konjunkturindex können Sie hier abrufen

Zudem dürfte dem Konsument zunehmend das Geld ausgehen. Noch erfreut sich dieser nach zwei Jahren Corona-Pandemie und einer hohen Sparquote über ein gewisses finanzielles Polster für "Nachhol-Nachfrage" bzw. "Entsparung". Spätestens nach der Urlaubssaison, die in diesem Jahr ebenfalls ein etwas größeres Loch in die Haushaltskasse reißen könnte, werden dann die Energiekosten ein immer wichtigerer Faktor. Ende August endet die Subventionierung der Energiekosten in Deutschland und die Menschen dürften sich mehr und mehr Sorgen über hohe Energiekosten-Nachzahlungen bzw. erhöhte Vorauszahlungen aus den Nebenkostenabrechnungen machen.

Lange Rede, kurzer Sinn: die ökonmischen Probleme sind real und in ihrer Wirkung angelegt, werden derzeit aber noch temporär überdeckt. Die Zeit arbetet derzeit gegen den Konjunkturzyklus, so dass wir für Aktien keine Entwarnung aus Makrosicht geben können.

Besser sieht es da für die Bonds aus, die im Falle einer Konjunkturabschwächung profitieren sollten. Bislang belastet jedoch die Inflationsentwicklung erheblich. Ein Blick auf das sentix Themenbarometer "Inflation" zeigt jedoch, dass der Inflationshöhepunkt Anfang Juni durchschritten sein könnte - zumindest vorübergehend. Dies sollte eine Stabilisierung / Erholung der Bondkurse unterstützen.

Der Inflationshöhepunkt könnte Anfang Juni - zumindest vorerst - durchschritten sein. Click to Tweet

Im Rohstoffbereich nimmt die Makro-Unterstützung vor allem für Öl und Industriemetalle ab. Bei Gold bleibt die Unterstützung erhalten, da die Realzinsen auf absehbare Zeit negativ bleiben - trotz Leitzinserhöhungen.

Das sentix Risikoradar (s. Grafik 1)zeigt aktuell die größten Chancen-Potentiale für Euroland-Renten an. Alle Teilindizes tragen zu diesem Ergebnis bei, vor allem aber die erheblich überverkaufte Marktlage. Auch der Overconfidence-Index ist inzwischen klar positiv zu interpretieren. Der Abwärtstrend bei Renten ist so "eindeutig", dass er von vielen Anlegern inzwischen für "sicher" angenommen wird.

Bei Aktien bestehen nur noch geringe Chancen aus dem Risikoradar, denn vor allem der Aktien-Pessimismus hat sich deutlich reduziert, aber auch die Markttechnik ist inzwischen weitgehend neutral bewertet. Lediglich die US-Technologiewerte sind hier günstiger eingestuft.

Im Währungsbereich bleibt es bei deutlichen Signalen pro Yen, die sich bisher aber noch nicht in entsprechend nachhaltigen Kursbewegungen transferiert haben. Das Rohstoffsegment ist im Risikoradar weitgehend neutral bewertet.

Unter saisonalen Aspekten ist derJuni für Aktien meist ein durchwachsener Monat, der sich vor allem durch Volatilität auszeichnet. Insgesamt sind die Aktien jedoch bis in die erste Juli-Hälfte hinein tendenziell saisonal unterstützt. Unser im Vormonat zitierterter Mai-Indikator ist - wie erwartet - in der Range +/- 2,5% für die US-Aktien ausgefallen. Dies deutet darauf hin, dass die Sommermonate eher schwieriger verlaufen könnten.

Für Bonds beginnt ab Mai eine günstige Periode, die sich vor allem ab Juli akzentuiert.

Taktische Signale

Über das Sentiment und den Strategischen Bias erhalten wir kurzfristige Signale für die Märkte. Diese decken einen Prognosezeitraum von 6-12 Wochen ab und werden modell-orientiert bewertet.

Bei den taktischen Aktien-Modellen bleibt es tendentiell bei der Patt-Situation aus schwachem strategischem Grundvertrauen (negativ) und unterstützendem, eingetrübten Sentiment. Letzteres hat sich aber weitgehend inzwischen neutralisiert, so dass sich die taktische Waage ins Negative bewegt. Eindrucksvoll lässt sich dies am Time Differential Index (siehe Grafik oben) zeigen. Der TD-Index, welcher die Differenz aus Sentiment und Strategischem Bias spiegelt, ist vor dem Hintergrund der Datenveränderung der letzten Wochen gestiegen - und befindet sich damit in der Nähe einer Verkaufsindikation. Die nächsten Modell-Signale könnten demnach also Verkaufssignale sein, sofern es keinen deutlichen Anstieg im strategischem Grundvertrauen gibt.

Im Bondbereich sind die Modelle nach wie vor "long", was v.a. an der Verbesserung im strategischen Bias liegt.

Im Rohstoffbereich haben jüngst auch die Modelle für die Edelmetalle wieder eine positive Indikation geliefert, die ebenfalls auf eine Verbesserung im strategischen Grundvertrauen zurückzuführen ist.

Zusammenfassung

Das grundsätzliche Spannungsfeld aus absehbarer Konjunkturschwäche und daraus abgeleitetem mangelnden Grundvertrauen im Vergleich zu taktischen, unterstützenden Faktoren wie überverkaufter Markttechnik, negatives Sentiment und Saisonalität, bleibt bei Aktien noch erhalten, verliert aber klar an unterstützender Kraft. Wir gehen deshalb weiter davon aus, dass spätestens in der ersten Juli-Hälfte wieder eine defensive Ausrichtung der Portfolien im Aktienbereich einzunehmen ist. Noch halten sich die Märkte und mit Blick auf den Juni-Future-Verfall sind noch weitere moderate Kurserholungen möglich.

Im Bondbereich benötigen Anleger, die auf eine Kurserholung setzen, Geduld und starke Nerven. Doch das negative inflationäre Moment sollte nachlassen und die Konjunkturabschwächung sowie die überverkaufte Markttechnik dürften sich als Pro-Argumente zunehmend bemerkbar machen.

Bei Bonds brauchen Anleger weiter Geduld und gute Nerven. Click to Tweet

Edelmetalle bleiben zum einen eine strategische, risikoreduzierende Portfoliokomponente. Zum anderen erhalten Gold & Co. jedoch auch wieder Unterstützung durch eine Verbesserung im strategischen Grundvertrauen.

Im Währungsbereich signaliisiert das Risikoradar eine Erholung des Japanischen Yen. EUR-USD dürfte sich in Anbetracht der Verbesserung im strategischen Grundvertrauen ebenfalls in den nächsten Wochen weiter moderat verbessern.

 

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