Strategie November 2020
Für die Kursentwicklung an den Aktienmärkten ist in den nächsten Wochen nicht nur entscheidend, wie sich die Konjunktur global und in Europa weiterentwickelt. Auch saisonale Faktoren, die US-Wahl sowie der Umgang der Regierungen mit der Corona-Pandemie sind unseres Erachtens wesentlich.
"Honeymoon"
Der neue US-Präsident ist gewählt. Und auch wenn noch nicht klar, wie sich die Agenda der nächsten vier Amtsjahre gestalten wird, stehen die ersten Wochen der neuen Amtsperiode börsentechnisch meist unter einem positiven Stern. Dies dürfte auch damit zusammenhängen, dass mit dem Wahlergebnis ein Unsicherheitselement von der Börse genommen ist. Charts 2 unten zeigt den Verlauf des DAX vor und nach dem 30. Oktober eines Jahres, welches auch ein US-Wahljahr ist.
Dabei ist zu erkennen, dass die ersten beiden Wochen nach der Wahl, die ja immer am ersten Dienstag im November stattfindet, von einer erhöhten Volatilität gekennzeichnet ist, an die sich dann aber eine freundliche Kursperiode anschließt. Diese Phase wird der "Honeymoon" des neuen Präsidenten genannt.
Eine weitere Unterstützung erfahren Aktien zudem noch vom grundsätzlichen Saisonzyklus. Die Monate November bis April gelten als die börsentechnisch besseren Monate für Aktien und diese positive Periode hat nun ebenfalls begonnen.
Moderate Aktien-Chancen
Auch ein Blick auf unsere Risikoradar (Chart 1 unten) zeigt, dass die Chancen für Aktien die Risiken aktuell überwiegen. Ein wesentlicher Baustein hierfür ist die sehr gedämpfte Anlegerstimmung. Anfang Oktober konnten wir zwar erstmals in diesem Jahr eine bullische Stimmung messen. Die deutliche Korrektur der letzten beiden Wochen hat dieses Stimmungsbild jedoch schon wieder signifikant gedreht, so dass auch das Sentiment wieder ein unterstützender Faktor für Aktien geworden ist.
Unsere Untersuchungen der statistischen Eigenschaften einer solchen Stimmungslage lassen bei einem Anlagehorizont von mehr als 5 Wochen ordentliche Kursgewinne bei einer Trefferquote von > 70% erwarten. Dies ist also durchaus ein attraktives Setup, welchem wir in unserem Fonds auch durch eine offensive Ausrichtung Rechnung tragen.
Corona und Konjunktur: Blick nach Asien
Neben den Chancen gilt es natürlich auch die Risiken im Blick zu behalten. Und hier stellt vor allem die Corona-Eindämmungsstrategie in Europa einen wesentlichen Risikofaktor dar. Die flächendeckenden "Lockdowns" müssen ihre epidemiologisch nachhaltige Wirksamkeit erst noch unter Beweis stellen. Die wirtschaftlich schädlichen Wirkungen sind aber mit hoher Eintrittswahrscheinlichkeit gegeben. Wenn es etwas Positives an dieser Entwicklung gibt, dann das der Unmut der Bevölkerung so groß werden dürfte, dass sich das Instrument der Lockdowns als nicht wiederholbar erweisen dürfte.
Hinzu kommt, dass schon Mitte November klar sein dürfte, was wir im Juli in unserem Strategieupdate bereits festgestellt haben, nämlich dass die Gefährlichkeit des Corona-Virus - gemessen an der Fall-Sterblichkeit - dank erweitertem Wissen und besserer medizinischer Versorgung im Zeitablauf gesunken ist. Auch dies dürfte perspektivisch dazu beitragen, dass die Wahrscheinlichkeit für eine ökonomische Entspannung an der "Corona-Front" steigt.
Hilfreich wäre auch, wenn die europäischen Staaten auch von den erfolgreichen Eindämmungsbemühungen in Asien lernen würden. Dort setzt man weniger auf ein wahlloses Testen, welches neben positiven auch falsch-positive Testergebnisse produziert, sondern konzentriert sich auf die nachweislich Erkrankten. Dadurch hat man wesentliche weniger Fälle zu managen, die man dann allerdings mit der gebotenen Ernsthaftigkeit und Konsequenz bearbeitet. Hinzu kommt ein konsequenter Schutz der Außengrenzen durch Einreise-Quarantänen.
Diese Vorgehensweise zahlt sich nicht nur in günstigen Entwicklungen in den Pandemie-Statistiken sondern auch ökonomisch aus. Schädliche Lockdowns konnten so weitgehend vermieden werden und die ökonomische Inlandsdynamik hat schon fast wieder "Normalniveau" erreicht. Zumindest gilt dies für China und auch Taiwan. Die Fortschritte in der Pandemiebekämpfung im asiatischen Raum könnte nun dazu führen, dass auch grenzüberschreitend wieder der Personenverkehr aufgenommen werden, so z.B. zwischen China und Japan. Damit bleibt die asiatische Region nicht nur der Hoffnungsträger für die globale Konjunkturentwicklung sondern auch als Anlageregion für Aktienanleger interessant.
Der abschließende Blick auf Anleihen, Währungen und Gold
Gold befindet sich unserer Meinung nach noch immer in einer Konsolidierung, die letztlich aber trendbestätigend aufgelöst werden sollte. Der wesentliche Treiber hinter dieser Entwicklung ist die hohe Dynamik bei den Staatsschulden, welche auch 2021 ungebrochen fortgesetzt werden dürfte. In der abgelaufenen Woche hat EZB-Präsidentin Lagarde zudem unseren schon länger schwelenden Eindruck bestätigt, dass die EZB endgültig zu einer politischen Institution geworden ist, welche keine unabhängige Geldpolitik betreibt, sondern den Willen der Politik mit Mitteln der Geldpolitik bestmöglich unterstützt. Die "Next Generation EU", von der Madame Lagarde spricht, wird sich keine EU der Schuldendisziplin sein. Anleihen, vor allem Staatsanleihen, sind für uns vor diesem Hintergrund nach wie vor kein strategisches Anlageobjekt.
Auch wenn eine solche Politik mittelfristig die Fragezeichen hinter dem Euro vergrößert, dürfte diese Entwicklung auf Sicht der nächsten Wochen nicht die Währungsmärkte bestimmen. Hier ist vielmehr die zunehmende Steilheit der US-Zinskurve und damit die Ausweitung der Zinsdifferenzen zwischen den USA und Euroland als wichtiger Einflussfaktor zu nennen. Diese Entwicklung stützt den US-Dollar, was sich auch im Strategischen Bias von EUR-USD mehr und mehr spiegelt. Da die Anleger jedoch Euro-long positioniert sind, erwarten wir tendenziell eine weitere Befestigung des US-Dollars.
Wie sich unsere Fonds in diesem Umfeld positionieren und wie die Entwicklung im abgelaufenen Monat war, erfahren Sie je nach Fonds hier: