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Strategie Oktober 2019

Der Auftakt in den Monat Oktober ist missglückt. Aktien stehen stark unter Druck, nachdem die Anzeichen für eine Rezession global immer stärker werden. Doch die schlechte Stimmung an den Märkten ist auch ein Hoffnungsschimmer!

Rezession immer wahrscheinlicher

Die neuesten Daten der sentix Konjunkturindizes bringen es auf den Punkt: Was wir schon vor Monaten als eine der ersten Adressen in unserer Konjunkturanalyse herausgearbeitet haben, wird nun zur Gewissheit. Die Wirtschaft rutscht in die Rezession. Die Lagewerte brechen global weiter ein und selbst in den USA ist nun der Rückenwind aus der Steuerreform 2018 aufgebraucht.

Das nachfolgende Chart links zeigt das Problem für die Aktienmärkte: Die Kluft zwischen den Konjunkturerwartungen (orange) und den Aktienkursen (blau) ist inzwischen bedenklich groß. In der Vergangenheit gab es eine relativ enge Korrelation zwischen der Konjunkturentwicklung und den Aktienmärkten. Für die konjunkturelle Abkühlungsphase seit Anfang 2018 gilt dies (bislang) noch nicht.

Und dies hat vor allem zwei Gründe: Zum einen handelt es sich beim aktuellen Abschwung bislang vor allem um eine Rezession des verarbeitenden Gewerbes. Der wichtige Dienstleistungsbereich ist bislang noch relativ wenig betroffen. Allerdings wird dies mit fortschreitender Dauer des Abschwungs immer wahrscheinlicher. Zudem zeigen sich die Arbeitsmärkte bislang robust (Stichworte: Fachkräftemangel aufgrund Demografie). So lange die Leute noch einen Job haben, stützt der Konsum.

Der zweite Grund liegt in den sehr niedrigen Zinsen. Seit beispielsweise die 10jährigen Bundesanleihen um oder unter Null Prozent notieren, zeigen sich die Aktien erstaunlich resilient. Dies liegt an der fehlenden Alternative für Aktienbesitzer, denn Cash oder Bonds bringen nur noch sichere Verluste. Also versucht man in Aktien "zu überwintern". Eine rationale Strategie, sofern die Dividendenfähigkeit der meisten Unternehmen durch die Konjunkturschwäche nicht negativ berührt ist.

Das ist bislang noch nicht der Fall. Doch die Dynamik des Abschwungs sollte Anleger keineswegs gelassen machen. Also raus aus Aktien?

Stimmung eingebrochen

Kurzfristig dürfte dies nicht der richtige Ratschlag sein. Denn durch die scharfe Korrektur hat sich die Stimmungslage der Anleger deutlich eingetrübt. Wir messen inzwischen so hohen Pessimismus, dass eine Gegenbewegung wahrscheinlich ist (siehe aktuelle sentix-Wochenanalyse).

Mehr noch: trotz der schwachen Konjunktursignale hält sich das strategische Grundvertrauen der Anleger. Dies liegt zum einen am Saisonmuster. Denn mit dem Oktober beginnt die traditionell stärkere Jahreshälfte "Oktober bis April" an den Aktienmärkten. Zum anderen setzen die Anleger ganz offensichtlich auf den Faktor Notenbanken.

Schlechte Stimmung und stabiler Bias - in Summe führt dies beim Time Differential Index (Chart oben rechts), welcher die Differenz dieser beiden Sphären abbildet, zu einem klaren Kaufsignal. Auf Sicht von mehr als 6 Wochen sind Kursgewinne, basierend auf den Erfahrungen mit diesen Signalen seit 2001, wahrscheinlich. Wichtig dabei ist, dass die Stimmung alleine den Markt in der Regel nur kurze Zeit trägt. In einer technische Erholung darf der Strategische Bias deshalb nicht abkippen, sonst würden wir mit der aktuellen Signallage nur eine Zwischenerholung auslösen.

Hoffnungsschimmer Notenbanken

Und damit kommen wir zum entscheidenden Faktor für die nächsten Wochen, den Notenbanken. Die sentix Themenindizes haben bereits in den letzten Wochen klar gezeigt, wie deutlich die Anleger auf den Faktor Notenbanken hoffen. Vor allem Mario Draghi und die EZB haben dabei die Anleger bislang nicht enttäuscht. Im September gelang Draghi zum Abschluss seiner Amtszeit ein neuerlicher Coup mit der Wiederaufnahme des Anleihenkaufprogramms - ohne zeitliche Befristung.

Führt diese Entscheidung dazu, dass sich das Geldmengenwachstum wieder belebt, steht die Hoffnung im Raum, dass damit auch konjunkturell eine wichtige Unterstützung gelingt und eine Trendwende eingeleitet werden kann. Denn das oben stehende Chart links zeigt in der grünen Linie die Jahresveränderungsrate der Geldmenge M1 in Euroland. Wie zu erkennen ist, läuft diese oft der konjunkturellen Dynamik voraus.

Allerdings wird dies kein Selbstläufer. Bei Zinsen, die schon so lange nahe oder unter 0% liegen, stumpft die konjunkturelle Wirkung immer mehr ab. Nicht umsonst forderte Draghi in der letzten EZB-Sitzung die Politik erneut eindringlich dazu auf, konjunkturstützend aktiv zu werden.

Und hier liegt das Problem: Die Politik scheint derzeit zu schlafen oder in Streit versunken zu sein. Fast nichts ist zu sehen von einer koordinierten Wirtschaftspolitik. In Deutschland dominieren die Klimaproteste, die es den Politikern anscheinend verbieten, sich "pro Wachstum" zu äußern. Zudem entwickelt sich der Brexit mehr und mehr zur "never ending story" und damit zur nicht enden wollenden Belastung. Von Trumps Handelskriegen gar nicht zu reden.

Hopp oder top

Die Stimmungsdaten sprechen für eine Aufwärtsreaktion bei Aktien. Wie weit diese jedoch trägt, ist derzeit offen. Greift erneut das alte Muster, dass die Notenbanken im Alleingang die Wende bringen? Oder verpufft die Kurschance aufgrund der schlechten Stimmung, weil die Politik untätig bleibt, ja sogar die Abschwungskräfte weiter befördert?

Die Antwort wird uns der Strategische Bias in den nächsten Wochen liefern müssen. Noch scheint es so, dass wir keine Wiederholung des schwachen Q4 von 2018 erleben. Dreht das Grundvertrauen jedoch nachhaltig, müsste genau damit gerechnet werden. Die große Diskrepanz zwischen Aktienmarkt und Konjunktur würde dann sogar für ein heftiges Gewitter sprechen.

Zunächst setzen wir aber in unseren Mandaten auf die im Sentiment angezeigte Kurserholung.

Sichere Häfen weniger gefragt

Ein Indiz dafür, dass aber dennoch zunächste die Chancen die Risiken überwiegen, sehen wir in der Entwicklung der sicheren Häfen, Bonds und Edelmetalle, in der Aktienmarktschwäche der letzten Tage. Das Kaufinteresse war hier doch sehr limitiert und in den sentix-Daten zeigte sich nur das Sentiment, nicht aber der Bias, verbessert. Es bleibt also dabei, dass hier kurzfristig mehr Risiken als Chancen lauern. Entsprechend defensiv bleiben wir hier positioniert.

Einzig die Goldminen-Aktien bieten aufgrund einer positiven Indikation des Time Differential Index Potential. Die Mischung aus Aktien und Edelmetallen, wie sie Goldminen verkörpern, stellt für uns eine interessante Beimischung für die nächsten Wochen dar.

 


Wie sich unsere Fonds in diesem Umfeld positionieren und wie die Entwicklung im abgelaufenen Monat war, erfahren Sie je nach Fonds hier: